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Sabrina Setlur unplugged!

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Sabrina Setlur unplugged!

Sabrina Setlur über Songs, Songwriting, die komplexe Produktionsästhetik ihres neuen Solo-Albums und das Schubladendenken der wertenden Kritik

„Beste deutsche Hiphop-Künstlerin“(VIVA), 3-malige ECHO-Preisträgerin & die erfolgreichste Interpretin deutschsprachigen Raps überhaupt: Sabrina Setlur ist Medien-Aufmerksamkeit gewöhnt. Und ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad lernt ein Künstler mit seinen Ressourcen zu haushalten. Journalisten-Anfragen kritischer zu filtern. Ist vielleicht nicht mehr so greifbar. Umso positiver überraschte uns ihre Interview-Zusage. Nach kreativem Sabbatical ist die Autodidaktin jetzt mit neuer, musikalischer Agenda am Start – und bereit ihre Gedanken zu teilen. Doch ihr Markenzeichen, die Rebellion, sollen wir bitte nicht überzeichnen. Vollzieht sich da ein Imagewandel? Es ging ihr nie allein um Außenwirkung: Ein Talk mit Tiefgang im Auftrag von EDEKA Zurheide!

Sabrina Setlur, Sie sollen in Restaurants auch schon mal Sonderwünsche äußern: „Bitte die 115, aber mit der Beilage von der 68“ … 

Festgesetzte Speisekarten liegen mir nicht, denn ich spinne mir gern selbst ein Menü zusammen. Auch gefällt mir oft besser, was andere so auf dem Teller haben … 😉

Veganerin sind Sie demzufolge nicht?

Man muss nicht gleich Veganer werden, um Tiere zu respektieren. Gerade das Lebensmittel Fleisch verdient es mit Liebe und Sorgfalt zubereitet zu werden. Deshalb bin ich eine große Verfechterin von Esskultur: Was kann die Kuh dafür, wenn der Koch schlechte Laune hat!

Was gefällt Ihnen denn besser: Musik machen, Moderieren oder – wie aktuell – in Filmen mitwirken?

Wie viel Herzblut bei mir in der Musik steckt, zeigt vielleicht schon die Durchsicht meiner Diskografie: 7 Solo-Alben kommen nicht von ungefähr. Aber ich lass mich nicht gern auf eine Kunstrichtung abonnieren.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie für 2018 auch wieder eine musikalische Agenda haben. Wann wird Ihr neues Solo-Album veröffentlicht?

Ich rede nicht gern über ungelegte Eier. Die Arbeit an einem neuen Album ist nun mal sehr zeitintensiv. Wir wollen ja eine verführerisch funkelnde Klang-Kathedrale errichten und kein Minimal-Geklöppel abliefern.

Gibt’s denn schon einen Arbeitstitel? Vormals benannten Sie Ihre Alben oft nach einem Alter Ego: Schwester S., Sabs – wie wird Ihre neue, musikalische Unterpersönlichkeit 2018 heißen?

Es ist noch kein Titel verabschiedet. Anfangs schweben mir immer so an die 98.000 Namen vor. Oft werde ich gefragt: „Kommt jetzt Part 2 von Schwester S. oder Sabs?“ Das muss ich dann jedes Mal verneinen. Denn die Art, wie ich Gefühle wahrnehme und verarbeite, hat sich geändert, auch ihre Klangfarbe. Hochemotional sind die Songs aber immer noch.

Auch die technische Taskforce ist rekrutiert: Sie sollen jetzt mit einer neuen Produktionsgesellschaft zusammenarbeiten …

Bei der Konzeption eines neuen Albums denkt man natürlich darüber nach, welche Dinge man ändert und was man beibehalten möchte. Zum Beispiel die Stage-Performance oder die Geschwindigkeit der Beats. Speziell die Symbiose mit dem Produktionsteam ist mir wichtig, weil meine Texte stets sehr persönlich sind.

Sie sind Interpretin und Songwriterin in einer Person, entscheiden Sie auch über die Beats?

Musikalisch bin ich mit im Boot, klar. Das Technische überlasse ich jedoch lieber Tüftlern, die das besser können.

Ist der Hiphop immer noch Ihr Vehikel?

Das wäre mir zu pauschal. Solche musikalischen Etiketten werden heute schnell hinterfragt, nicht mal mehr „Schlager“ existiert ja noch als festes Genre.

Steuert man als studierte BWL-Fachfrau auch das Marketing mit? Sie hatten ja bisweilen Probleme mit der Identifikations-Sehnsucht der Boulevardpresse …

Kein Künstler kann es sich aber heute noch leisten einen Medienpartner zu verärgern oder auszuklammern.

Beinhaltet das auch ein selbstironisches Zugeständnis, so eine Art augenzwinkerndes Einvernehmen im Stil von Man kennt sich?

Na klar, doch die Zeiten haben sich geändert: Via Instagram & Co. kann ich die Außenkommunikation zum Teil stilprägend mitbeeinflussen. Generell übe ich heute etwas mehr Zurückhaltung und bin auch bei der Auswahl der Presseorgane vorsichtiger geworden.

Stehen Sie denn nicht gern im Mittelpunkt?

Ich bin kein Red-Carpet-Hunter, es sei denn, um eine aktuelle Arbeit vorzustellen. Auf jeder Filmpremiere aufkreuzen und sich dann als Star des Abends hinstellen, auch wenn es gar nichts vorzuweisen gibt, wäre ja auch absurd. Einladungen zu einem wirklich schönen Event folge ich jedoch gern.

Fürchten Sie vielleicht auch inquisitorische Blicke Schrägstrich Kritik?

Früher habe ich alles superpersönlich genommen. Aber als Mensch der Öffentlichkeit, der zuweilen auch polarisiert, lernt man, sich die Streicheleinheiten einfach selbst zu verschaffen und sich ein dickes Fell zuzulegen.

Sie moderierten schon Musikshows für Sender wie VIVA oder MTV und unlängst den NAPSTER Fanpreis in Hamburg. Für Pro7 saßen Sie in der „Popstar“-Jury. Wie fühlt es sich an die Seiten zu wechseln?

Es war eine durchaus interessante Erfahrung, den Mechanismus einer Castingshow kennenzulernen. Aber die Kandidaten taten mir oft irrsinnig leid, weil sie so vorgeführt wurden. Sie halten doch nur als Entertainment her für die Welt da draußen. Wie schnelllebig dieses Business ist und wie rasch man wieder weg vom Fenster ist, realisieren die meisten nicht. Und dann zerplatzt der Traum oft viel zu früh wieder …

Sind Sie als Kulturschaffende auch selbst schon mal in so eine Maschinerie geraten?

Glücklicher Weise wurde ich nie gecastet, auf so einen Menschenhandel hätte ich mich auch nicht eingelassen. Ich bin dankbar für meinen standhaften Background: den starken Support durch Familie und Freunde, die immer für mich da sind.

Als Künstlerin sind Sie vor allem der Gegenwart verpflichtet. Hatten Sie nie das Bedürfnis, die zahllosen Mythen und Märchen, die Ihre Vergangenheit umranken, zu korrigieren?

Da zähle ich zu den gebrannten Kindern und diese scheuen ja bekanntlich das Feuer. Ich definiere mich wirklich lieber über meine Kunst und aktuelle Projekte.

Gehören Sie auch zu denen, die sagen: „Glückliche Menschen schreiben keine guten Songs?“

Wenn man happy ist, hat man meistens keinen Schreibblock dabei: Man geht lieber raus und feiert. Gefällige Bienchen-und-Blümchen-Texte schreibe ich eher selten: Meine Gefühlswelt soll ja authentisch abgebildet sein. Wenn man nicht gerade im Schrank lebt, kennt man auch Emotionen wie Wut, Trauer und Schmerz. Niemand ist immer nur sanftmütig gestimmt.

Also lieber Klartext statt Gesülze?

In deutschen Songs treten harte Formulierungen natürlich deutlicher zutage und meine Kunst schöpft das volle Spektrum aus. Ich schreibe sie ja auch nicht für A, B, C, sondern in erster Linie für mich.

Kommen Sie denn nie in Versuchung die Diskussion Ihrer Fans im Internet zu verfolgen, wenn Sie etwas Neues herausbringen?

Setlur: Na klar! Zumal darunter auch Menschen sind, die meine Arbeit seit jeher unterstützen und begleiten. Deshalb würde ich gern mit einem kleinen Shout-out schließen – als Dankeschön an alle, die so viel Gutes in mir sehen und so viel Liebes und Herzliches schreiben, auch im Netz. Denn meine Fanbase ist mir stets Antrieb und Inspiration!

Claudia Roosen: Interview & Blogartikel für Zurheide Feine Kost, mit freundlicher Unterstützung von Sabrina Setlur & www.kick-management.de